Nicoles Erfahrung als Diätassistentin
Nicole
Ausbildung als Diätassistentin bei der Marienhospital Stuttgart Vinzenz von Paul Kliniken gGmbH„Mein Bauchgefühl hat mir gesagt: das ist es!“
Nicole macht ihre Ausbildung zur Diätassistentin im Marienhospital Stuttgart. Sie ist momentan im 2. Ausbildungsjahr und berichtet im Interview über ihre Erfahrungen.
Azubiyo: Wie bist du auf die Ausbildung im Marienhospital aufmerksam geworden?„Ich bin schon gelernte Köchin und habe lange Berufserfahrung in dem Bereich. Irgendwie hat mich das Thema „gesunde Ernährung“ nie losgelassen. Im Á la carte-Bereich kamen immer wieder Gäste auf mich zu, die mit verschiedenen Unverträglichkeiten zu kämpfen hatten. So musste ich immer einen Weg finden, die Gäste zufriedenzustellen.
Irgendwann war ich bei der Agentur für Arbeit und habe mich informiert, welche Möglichkeiten es gibt, mich in Richtung Ernährungsberatung weiterzuentwickeln. Dort wurde mir der Beruf der Diätassistentin empfohlen. Dann habe ich im Internet recherchiert, wer die Ausbildung anbietet und unter anderem ist das Marienhospital aufgepoppt. Ich habe mir gedacht: „Wenn nicht jetzt, wann dann“ und habe einfach mit Mitte 30 nochmal eine Bewerbung geschrieben. Und: hier bin ich!"
Azubiyo: Was war deine Motivation für die Ausbildung im Marienhospital?
„Ich kann – ehrlich gesagt – nicht genau sagen, warum ich mich fürs Marienhospital entschieden habe. Ich bin hier reingelaufen und mein Bauchgefühl hat mir gesagt: das ist es! Christlich bin ich jetzt nicht.
Aber wenn ich mir die anderen Schulen angeschaut habe, hatten die alle viel Theorie. Ich bin eher der Praktiker und mir wurde hier gesagt, dass der Unterricht auch viele Kochelemente hat. Nicht nur in der Küche des Krankenhauses, sondern auch viele Lehrkücheneinheiten während des Unterrichts. Irgendwie hat mich das gereizt."
Azubiyo: Wie hast du den Bewerbungsprozess und das Auswahlverfahren im Marienhospital erlebt?
„Das ging bei mir ziemlich fix: ich habe die Schulleiterin per Mail angefragt, auch um zu erfahren, ob mein Kochberuf noch angerechnet wird. Dann hat sie mich zum Bewerbungsgespräch eingeladen.
Wir hatten zunächst ein Kennenlerngespräch zusammen mit anderen, da hat sich die Schule vorgestellt. Wir waren zu dritt. Ich war Mitte dreißig, die anderen gerade frisch aus der Schule. Das war schon komisch. Ich habe mich gefragt: Mache ich das jetzt wirklich? Aber irgendetwas in mir drin hat gesagt: „Mach‘s!“
Anschließend hatten wir noch ein Einzelgespräch mit der Schulleiterin. Wir haben uns kennengelernt und über den Beruf unterhalten. Sie hatte am Anfang etwas Bedenken wegen des Lernens und meinem Alter…. Also irgendwas Überzeugendes muss ich ausgestrahlt haben…Ich habe meine Berufung gefunden."
Azubiyo: Welche Benefits bietet dir das Marienhospital?
„Unsere Schulleiterin Frau Höfler ist echt eine Koryphäe auf ihrem Gebiet! Man bekommt wirklich sehr, sehr viel Input. Wenn man sich dafür interessiert, lernt man nicht nur viel für sein Leben, sondern auch für den späteren Berufsalltag. Ich habe inzwischen von anderen gehört: Wenn man hier seine Ausbildung gemacht hat, dann hat man schon einen Namen und kann wirklich was. Weil man hier die Tätigkeit von Grund auf lernt. Nicht nur die groben Bausteine, sondern man geht wirklich in die Tiefe.
Zur aktuellen Coronasituation kann ich sagen: Hier wird wirklich nach einem geschaut. Man steht nicht alleine da, auch wenn man mal ein Problem in der Schule hat. Wenn man zeigt, dass man das wirklich will, ist man nicht nur eine Nummer im System, sondern es wird einem wirklich geholfen.
Ich wohne hier im Wohnheim, was super zentral liegt. Vom Preis und der Einrichtung her ist das vollkommen in Ordnung. Klar, man kann jetzt auch kein Hotel erwarten, aber es ist alles da, was man braucht. Auch wenn mal etwas kaputt ist: Wenn man mit den Leuten offen spricht, wird danach geschaut.
Es ist auch gut, dass es eine Ausbildungsvergütung gibt, sonst wäre es für mich nicht möglich, die Ausbildung jetzt noch zusätzlich zu machen. Die Ausbildung kostet, nicht nur was das Wohnen betrifft, zusätzlich Geld, sondern auch wegen Fachbüchern und Arbeitsmaterialien. Da kommt im ersten halben Jahr schon einiges auf einen zu (Karteikarten, Fachbücher, Arbeitsmaterialien…). Aber wenn ich überlege: Früher hat man für die Ausbildung kein Geld bekommen. Jetzt bekommt man – meiner Meinung nach – ein sehr gutes Gehalt. Ich habe in meiner Kochausbildung mit weit weniger klarkommen müssen…"
Azubiyo: Wie sieht ein typischer Tag während deiner Ausbildung im Marienhospital aus?
„In der Schule im Theorieunterricht geht der Tag von 07:30 Uhr bis 16:45 Uhr. Man hat zu Beginn viel Biochemie und Anatomie aber auch Koch- und Küchentechnik und Organisation des Küchenbetriebs (wie ist eine Großküche aufgebaut, was muss man alles beachten, welche Vorschriften gibt es?). Später geht es dann in die Tiefe Richtung Krankheitslehre. Diätetik ist ein sehr großer Block in der Theorie, aber auch in der Praxis. Beide Bereiche sind eng verzahnt: Was man in der Theorie gelernt hat wird dann in der Praxis umgesetzt.
Zwischendurch hat man – meist für vier Wochen – Praxisblöcke, in denen man nicht nur in der Krankenhausküche hier im Marienhospital eingesetzt ist, sondern z.B. auch in Bad Ditzenbach in der Vinzenz von Paul Klinik, im Robert-Bosch-Krankenhaus oder im Diakonieklinikum. So hat man viele Möglichkeiten, auch andere Einrichtungen kennenzulernen.
Wenn man hier in der Krankenhausküche ist, gibt es verschiedene Posten:
Man bereitet nicht nur ein Menü vor, sondern ist z.B. auf dem Posten der gesteuerten Sonderdiäten und Wunschkost: Dort bereitet man Speisen u.a. für die Palliativpatienten und deren Wünsche je nach Kostform zu. Manchmal ist man einfach froh, dass der Patient etwas zu essen bekommt, was ihm auch schmeckt und womit er wieder zu Kräften kommt.
Oder man richtet kalte Abendessen oder ein energiegesteuertes Dessert. Es gibt so viele Möglichkeiten, nicht nur das normale Essen zu kochen, sondern auch das diätetische. Manchmal kommt es auch einfach darauf an, wie etwas zubereitet ist. Wie scharf ist etwas angebraten? Darf ich scharf würzen oder nicht? Sind gewisse Lebensmittel für diese Kostform geeignet? Wie bereite ich das Essen zu, wenn jemand nicht richtig schlucken oder beißen kann? Wie stelle ich z. B. eine passierte Kost fachgerecht und nährstoffschonend zu und wie richte ich es dann appetitlich an? Das sind so die Herausforderungen und auch das Interessante."
Azubiyo: Was sind die Herausforderungen in deiner Ausbildung?
„Ich muss schon sagen: Seit ich hier bin habe ich sehr wenig Freizeit, weil ich nebenher recht viel lernen muss. Nach Schulschluss hat man nicht einfach Feierabend, sondern es ist sehr zeitintensiv in der Nacharbeit. So sollte man z. B. die ganzen Rezepte, die wir in der Lehrküche machen, auf Karteikarten drucken, denn mit denen errechnen wir unsere Tagespläne für Patienten oder erstellen einen Wochenspeiseplan für die einzelnen Kostformen. Man darf es nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es sind nur drei Jahre Ausbildung und Ernährung ist ein so riesiges Thema.
Was viele vielleicht auch nicht bedenken: Es ist eine Krankenhausküche und da muss man halt auch mal morgens um 06:00 Uhr anfangen, je nachdem, welchen Dienst man hat. Oder am Feiertag oder am Wochenende arbeiten. Es ist hier aber echt gut eingeteilt: Man hat immer den direkten Freizeitausgleich.
Man muss immer auch bedenken: Im Krankenhaus begegnet man auch schwerkranken Patienten. Man wird konfrontiert mit Krankheit und Tod. Es kann immer mal wieder vorkommen, dass man an einem Tag mit einem Patienten spricht und am nächsten Tag ist er verstorben. Beim Kochen hat man schon auch mal den Gedanken: Es könnte auch die letzte Mahlzeit für einen Patienten sein. Damit muss man klarkommen."
Azubiyo: Würdest du das Marienhospital als Ausbildungseinrichtung weiterempfehlen?
„Ich bereue es nicht, dass ich den Schritt gewagt habe und bin glücklich. Aber es ist auch sehr anstrengend!
Ich würde es allen empfehlen, die gesundheitsbewusst leben, Interesse haben, mit Menschen zu arbeiten und vor allem Gefallen am Kochen haben. Es ist ein guter Ausgleich zwischen Theorie und Praxis."
Mein Tipp für euch
Ich würde auf jeden Fall ein Praktikum vorher empfehlen. Aber dann nicht sagen: „Ich möchte den Beruf einer Diätassistentin anschauen, ich gehe nur in die Beratung." Ich würde auf jeden Fall alle Bereiche ansehen, also auch die Küche. Einige meiner Klassenkameraden haben aufgehört, weil sie nicht erwartet haben, dass das Kochen so ein großer Schwerpunkt ist. Deshalb würde ich jedem raten, dass nicht nur 1-2 Tage, sondern über einen längeren Zeitraum auszuprobieren und in alle Aufgabenbereiche einer Diätassistent*in zu blickenMein Job auf einen Blick
- Art der Ausbildung: Duale Ausbildung
- Dauer der Ausbildung: 3 Jahre
- Erwünschter Schulabschluss: Realschulabschluss oder Abitur, gute Noten in Deutsch, Chemie, Physik, Biologie und Hauswirtschaft
- Arbeitsumfeld: Krankenhaus
- Arbeitszeiten: Schichtarbeit
- Höhe der Vergütung während der Ausbildung: nach Tarif (AVR-Caritas)
- Anzahl Urlaubstage: 30