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Systematische Literaturrecherche: Ziel, Vor- und Nachteile & Schritte

Systematische Literaturrecherche

Was ist eine systematische Literaturrecherche?

Unter einer systematischen Literaturrecherche versteht man eine methodische, transparente und nachvollziehbare Suche nach wissenschaftlicher Literatur zu einer klar umrissenen Fragestellung. Ziel ist, möglichst alle relevanten Publikationen zu sammeln, zu bewerten und zu synthetisieren.

Im Unterschied zu einer unstrukturierten Recherche arbeitest du hier mit festen Kriterien und dokumentierten Schritten. Durch dieses Vorgehen kannst du Verzerrungen (Bias) vermeiden und die Nachvollziehbarkeit deiner Recherche sicherstellen.

Ziele der systematischen Literaturrecherche

Ein zentrales Ziel ist es, den aktuellen Stand der Forschung möglichst umfassend abzubilden – also alle (oder zumindest möglichst viele) relevanten Studien zu identifizieren. Darüber hinaus soll sie helfen, Forschungslücken aufzudecken und heterogene Befunde zu vergleichen.

Ein weiterer Zweck liegt darin, deine Arbeit wissenschaftlich abzusichern, indem du transparent darlegst, wie du zu den relevanten Quellen gekommen bist. Durch die systematische Vorgehensweise wirkst du zuverlässiger und deine Ergebnisse lassen sich besser überprüfen.

Wann ist eine systematische Literaturrecherche sinnvoll?

Wenn du eine konkrete Fragestellung hast und deine Arbeit wissenschaftlich fundiert angelegt sein soll, ist ein systematisches Verfahren sinnvoll. In Abschlussarbeiten wie Bachelorarbeiten oder Masterarbeiten ist sie besonders wertvoll, wenn es darum geht, den aktuellen Wissensstand zu analysieren und deine Arbeit sauber im Forschungskontext zu verorten.

Auch bei Übersichtsarbeiten (Reviews) oder Metaanalysen ist sie die Standardmethode. Wenn du hingegen erst einen Überblick gewinnen willst oder das Thema sehr breit ist, kann zunächst eine unsystematische Literaturrecherche ausreichen.

Vorteile der systematischen Literaturrecherche

Student arbeitet an systematischer Literaturrecherche

Eine systematische Literaturrecherche bietet dir zahlreiche Vorteile, die die Qualität deiner wissenschaftlichen Arbeit deutlich steigern. Sie sorgt dafür, dass du objektiv und nachvollziehbar vorgehst. Die wichtigsten Vorteile sind:

  • Vollständigkeit: Du stellst sicher, dass du keine wichtigen Studien oder Quellen übersiehst.
  • Nachvollziehbarkeit: Alle Schritte deiner Recherche sind dokumentiert und können später überprüft werden.
  • Objektivität: Du reduzierst persönliche Vorlieben oder Zufallstreffer, da du nach klaren Kriterien arbeitest.
  • Erkennen von Forschungslücken: Durch die strukturierte Analyse fällt dir auf, wo Themen bislang unzureichend erforscht sind.
  • Transparenz: Du kannst genau belegen, wie du vorgegangen bist und warum bestimmte Quellen ausgewählt oder ausgeschlossen wurden.

Diese Vorteile machen die systematische Literaturrecherche zu einem wichtigen Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit – besonders dann, wenn du Wert auf eine fundierte und überprüfbare Argumentation legst.

Herausforderungen und Grenzen der systematischen Literaturrecherche

Eine systematische Literaturrecherche ist allerdings sehr zeitintensiv und erfordert sorgfältige Planung. Es kann vorkommen, dass wichtige Studien nicht zugänglich sind, etwa weil sie hinter Bezahlschranken liegen oder als „Graue Literatur“ schwer auffindbar sind. Manche Themen sind zudem so neu oder speziell, dass kaum wissenschaftliche Arbeiten existieren.

Auch die Auswahlkriterien können eine Herausforderung darstellen: Sind sie zu eng, gehen wichtige Quellen verloren; sind sie zu weit, erhältst du zu viele irrelevante Treffer. Hinzu kommt, dass Bewertungen von Studien immer ein gewisses Maß an Interpretation erfordern, was zu leichten Verzerrungen führen kann.

Wie läuft eine systematische Literaturrecherche ab?

Eine systematische Literaturrecherche folgt einem klaren Ablauf, der dir hilft, strukturiert und effizient vorzugehen. Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf und sorgt dafür, dass deine Recherche vollständig und nachvollziehbar bleibt. Im Folgenden siehst du, wie der Prozess typischerweise abläuft:

  • Vorbereitung: Du formulierst eine präzise Forschungsfrage und legst ein Rechercheprotokoll mit allen wichtigen Kriterien fest.
  • Entwicklung von Suchbegriffen: Du bestimmst zentrale Schlagwörter, Synonyme und kombinierst sie gezielt mit Suchoperatoren.
  • Auswahl der Datenbanken: Du wählst passende wissenschaftliche Datenbanken und Quellen aus, die zu deinem Fachgebiet passen.
  • Selektion der Literatur: Du sichtest die Treffer, wählst relevante Studien aus und bewertest sie kritisch.
  • Dokumentation: Du hältst dein Vorgehen, deine Entscheidungen und Suchstrategien genau fest, um Transparenz zu gewährleisten.
  • Auswertung: Du analysierst die ausgewählten Quellen, vergleichst Ergebnisse und leitest fundierte Schlussfolgerungen ab.

In den folgenden Unterkapiteln erfährst du, wie du jeden dieser Schritte im Detail umsetzt und worauf du besonders achten solltest.

Vorbereitung: Forschungsfrage und Rechercheprotokoll

Der erste Schritt ist die Entwicklung einer klaren Forschungsfrage. Diese definiert genau, was du herausfinden möchtest, und bildet den roten Faden deiner gesamten Recherche. Anschließend erstellst du ein Rechercheprotokoll, in dem du festhältst, welche Datenbanken du nutzt, welche Suchbegriffe du kombinierst und welche Ein- und Ausschlusskriterien gelten sollen.

So bleibt dein Vorgehen planbar und transparent. Das Protokoll hilft dir außerdem, deine Recherche bei Bedarf zu wiederholen oder anzupassen. Eine gute Vorbereitung spart dir später viel Zeit, weil du gezielter suchen und strukturierter arbeiten kannst.

Entwicklung und Kombination von Suchbegriffen

Aus deiner Forschungsfrage leitest du zentrale Begriffe ab, die dein Thema inhaltlich präzise beschreiben. Diese ergänzt du durch Synonyme, verwandte Begriffe und englische Übersetzungen, um keine wichtigen Studien zu übersehen. Anschließend kombinierst du die Begriffe mit sogenannten booleschen Operatoren wie UND, ODER und NICHT. Dadurch kannst du gezielt steuern, welche Treffer du erhältst.

Eine sorgfältige Auswahl der Suchbegriffe ist entscheidend, um möglichst viele relevante, aber wenige irrelevante Quellen zu finden. Häufig ist es sinnvoll, deine Suchstrategie mehrfach zu testen und zu optimieren, bis du ein gutes Verhältnis zwischen Trefferzahl und Relevanz erreichst.

Auswahl der Datenbanken und Quellen

Die Wahl der richtigen Datenbanken hängt stark von deinem Fachgebiet ab. In den Naturwissenschaften und der Medizin nutzt man häufig PubMed oder Scopus, in den Sozialwissenschaften dagegen Web of Science oder FIS Bildung. Auch fachspezifische Bibliothekskataloge oder Open-Access-Repositorien können hilfreich sein.

Zusätzlich kannst du Graue Literatur, also unveröffentlichte Arbeiten, Konferenzberichte oder Dissertationen, in deine Recherche einbeziehen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Achte darauf, nur seriöse und wissenschaftlich anerkannte Quellen zu verwenden, damit die Qualität deiner Ergebnisse gewährleistet bleibt.

Selektion und Bewertung der Literatur

Nachdem du alle Treffer gesammelt hast, prüfst du zuerst Titel und Abstracts, um irrelevante Quellen auszusortieren. So entscheidest du, welche Texte wirklich zu deiner Fragestellung passen. Die ausgewählten Arbeiten liest du anschließend vollständig und bewertest sie anhand deiner festgelegten Kriterien. Dabei ist wichtig, dass du dokumentierst, warum du bestimmte Quellen ausschließt.

Um die Qualität der Literatur zu beurteilen, kannst du Checklisten oder standardisierte Bewertungsschemata verwenden. Diese Bewertung hilft dir, nur hochwertige und aussagekräftige Studien in deine Analyse einzubeziehen.

Dokumentation und Nachvollziehbarkeit

Die Dokumentation ist ein zentraler Bestandteil der systematischen Literaturrecherche und sichert ihre wissenschaftliche Qualität. Du solltest genau festhalten, wann du welche Datenbanken durchsucht hast, mit welchen Suchbegriffen und wie viele Treffer du erhalten hast. Ebenso wichtig ist es, zu notieren, wie viele Studien du ausgeschlossen und wie viele du weiterverwendet hast – und warum.

Diese Transparenz macht deine Arbeit reproduzierbar und verleiht ihr wissenschaftliche Glaubwürdigkeit. Eine sorgfältige Dokumentation zeigt außerdem, dass du methodisch sauber gearbeitet hast, was vor allem in Abschlussarbeiten ein wichtiges Bewertungskriterium ist.

Auswertung und Schlussfolgerungen

Im letzten Schritt analysierst und vergleichst du die ausgewählten Studien systematisch. Dabei untersuchst du, welche Ergebnisse sich ähneln, wo Unterschiede bestehen und welche Forschungslücken bleiben. Ziel ist, die Literatur thematisch zu ordnen und daraus fundierte Schlussfolgerungen zu ziehen.

So erkennst du, wie dein Thema im Forschungskontext steht und welche offenen Fragen für zukünftige Arbeiten interessant sind. Eine strukturierte Auswertung ermöglicht es dir außerdem, deine eigenen Ergebnisse oder Thesen auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage zu diskutieren.

Wie lange dauert eine systematische Literaturrecherche?

Die Dauer hängt stark ab von Umfang, Komplexität des Themas und Anzahl der Treffer. Typischerweise brauchst du mehrere Wochen bis Monate für eine vollständige Recherche. Bei kleineren Projekten kann sie auch in wenigen Wochen erledigt sein. Wichtig ist, Puffer für Anpassungen, zusätzliche Begriffe oder Technologien (z. B. Zugriffsprobleme) einzuplanen.

Fazit: Darauf solltest du bei der systematischen Literaturrecherche achten

Eine systematische Literaturrecherche ist aufwendig, aber sie bildet das wissenschaftliche Fundament deiner Arbeit. Achte darauf, deine Forschungsfrage klar zu formulieren, passende Suchbegriffe zu wählen und dein Vorgehen sorgfältig zu dokumentieren.

Nutze geeignete Datenbanken und bewerte die gefundenen Quellen kritisch. Wenn du alle Schritte strukturiert durchführst, legst du eine verlässliche Basis für eine überzeugende und wissenschaftlich fundierte Arbeit.

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Bildnachweis: „Systematische Literaturrecherche“ ©Zoran Zeremski – stock.adobe.com; „Student arbeitet an systematischer Literaturrecherche“ ©Zoran Zeremski – stock.adobe.com