Azubiyo Logo

Berufsgrundbildungsjahr (BGJ): Ablauf, Bewerbung & Förderung

Junger Mann macht Berufsgrundbildungsjahr in Unternehmen

Was ist das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ)?

Das Berufsgrundbildungsjahr ist ein einjähriger Bildungsgang an berufsbildenden Schulen. Es vermittelt eine breite berufliche Grundbildung über ein Berufsfeld hinweg (z. B. Metall, Wirtschaft). Das Berufsgrundbildungsjahr existiert in zwei Formen:

  • vollzeitschulisch (auch „Berufsgrundschuljahr“) sowie
  • kooperativ/dual mit Betriebstagen.

Ein erfolgreicher Besuch kann – je nach Bundesland und Betrieb – als erstes Ausbildungsjahr angerechnet werden und damit die anschließende duale Ausbildung verkürzen. Für Lehrkräfte ist das Berufsgrundbildungsjahr ein strukturierter Übergang von der Sekundarstufe I in die berufliche Bildung, der Jugendliche fachlich stärkt und die Berufswahl festigt. In einigen Ländern ist es zudem Bestandteil der Erfüllung der Berufsschulpflicht.

Was sind die besten Optionen für das Berufsgrundbildungsjahr?

Für Schülerinnen und Schüler mit klarer Berufsfeld-Idee eignet sich das vollzeitschulische Berufsgrundbildungsjahr: fünf Tage Schule, praxisnahe Werkstätten, häufige Praktika. Wer früh Betriebserfahrung sammeln will, wählt das kooperative Berufsgrundbildungsjahr: zwei Tage Schule, drei Tage Betrieb.

Lehrkräfte können anhand dieser Leitfragen Empfehlungen für Ihre Schülerinnen und Schüler aussprechen:

  • Lernstil: eher schulisch oder praxisnah im Betrieb?
  • Regionale Angebote: welche Berufsfelder führen die umliegenden Berufsschulen?
  • Zieltempo: Anrechnung auf die Ausbildung gewünscht?

Im Freistaat Bayern ist das Berufsgrundbildungsjahr in einigen Berufen (z. B. Holz-, Agrarberufe) regulär vorgeschaltet; andernorts ist es freiwillig.

Tipp: Bei kooperativen Modellen sollten sich die Schülerinnen und Schüler frühzeitig mit Betrieben vernetzen und einen Vorvertrag abschließen bzw. einen Praktikumsplatz klären.

Ziele des BGJ

Das Berufsgrundbildungsjahr verfolgt klar definierte Bildungsziele, die fachliche Grundlagen, Allgemeinbildung und Berufsorientierung wirksam verbinden. Als Lehrkraft erleichtert Ihnen eine präzise Zielbestimmung die Planung von Unterricht, Werkstattphasen und Kooperationen mit Betrieben – im Folgenden die zentralen Ziele im Überblick:

  1. solide fachtheoretische und fachpraktische Grundlagen in einem Berufsfeld legen,
  2. allgemeine Bildung fortführen (Deutsch, Englisch, Sport usw.) und
  3. die Berufswahl absichern, ohne früh auf einen Einzelberuf festzulegen.

Für Lehrkräfte bedeutet das, den Unterricht so zu gestalten, dass Schülerinnen und Schüler über das gesamte Berufsfeld hinweg tragfähige Kompetenzen aufbauen, systematische Praxisphasen durchlaufen und an klar formulierten Lernzielen arbeiten. Regelmäßige Rückmeldungen machen Lernfortschritte sichtbar und unterstützen die Berufsorientierung. Ein erfolgreich absolviertes Berufsgrundbildungsjahr kann in vielen Fällen auf die anschließende duale Ausbildung angerechnet werden; über Umfang und Verfahren der Anrechnung entscheiden die Vorgaben des Bundeslandes sowie der jeweilige Ausbildungsbetrieb.

Wie funktioniert das Berufsgrundbildungsjahr im deutschen Bildungssystem?

Das Berufsgrundbildungsjahr ist Teil der beruflichen Schulen. Es ersetzt inhaltlich das erste Ausbildungsjahr eines Berufsfelds. In der Vollzeitform findet der Unterricht durchgängig an der Berufsschule statt und wird durch betriebliche Praktika ergänzt. In der kooperativen Form besuchen die Lernenden an zwei Tagen pro Woche die Schule und absolvieren an drei Tagen Praxis im Betrieb; dieses Modell ähnelt damit einer verkürzten dualen Ausbildung.

Eine Anrechnung auf die Ausbildungszeit ist allerdings grundsätzlich nur dann möglich, wenn der Ausbildungsbetrieb zustimmt. Lehrkräfte sollten die Betriebe deshalb frühzeitig einbinden und Fragen zur Anrechnung im Vorfeld klären.

Im Gegensatz zum Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), das vor allem Allgemeinbildung und Ausbildungsreife stärkt und teils den Erwerb eines (gleichwertigen) Hauptschulabschlusses ermöglicht, ist das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) ausbildungsnah und auf ein konkretes Berufsfeld ausgerichtet. Bei erfolgreichem Abschluss kann das BGJ – je nach Landesregelung und mit Zustimmung des Ausbildungsbetriebs – ganz oder teilweise als erstes Ausbildungsjahr angerechnet werden; eine solche Anrechnung ist im BVJ in der Regel nicht vorgesehen.

Welche Schulen bieten das Berufsgrundbildungsjahr an?

Das Berufsgrundbildungsjahr wird in der Regel an berufsbildenden Schulen angeboten, meist an Berufsschulen in öffentlicher Trägerschaft. Die Klassen sind jeweils einem Berufsfeld zugeordnet, zum Beispiel Metalltechnik, Holztechnik oder Wirtschaft und Verwaltung. So erhalten die Lernenden eine passgenaue, praxisnahe Förderung im gewählten Bereich des Berufsgrundbildungsjahres.

Kooperative Klassen entstehen in enger Zusammenarbeit mit regionalen Betrieben. Dafür sind verlässliche Kontakte zu Unternehmen, Kammern und kommunalen Partnern besonders wichtig. Für eine erste Orientierung bietet sich eine systematische Recherche in regionalen Schulverzeichnissen an. Lehrkräfte können diese Quellen nutzen, um Beratungsgespräche zu strukturieren, Anmeldeschritte zu planen und Schülerinnen und Schüler gezielt an geeignete Schulen zu vermitteln.

Wie bewirbt man sich für das Berufsgrundbildungsjahr?

Die Bewerbung läuft direkt über die Berufsschule, die das Berufsgrundbildungsjahr im gewünschten Berufsfeld anbietet. Die Bewerbungsmappe besteht in der Regel aus einem kurzen Anschreiben, einem tabellarischen Lebenslauf und dem letzten Schulzeugnis. Schulen stellen oft Anmeldeformulare und Checklisten bereit.

Lehrerin informiert Schuelerinnen ueber Berufsgrundbildungsjahr

Lehrkräfte können hierbei maßgeblich unterstützen: Sie sollten die Anmelde- und Bewerbungstermine für das Berufsgrundbildungsjahr frühzeitig und verbindlich kommunizieren. Im Unterricht empfiehlt es sich, die Unterlagen gemeinsam vorzubereiten: Lebensläufe professionell überarbeiten, kurze Motivationsformulierungen einüben und Zeugnisse in guter Qualität digitalisieren. Für die kooperative Variante unterstützen Sie die Lernenden aktiv bei der Suche nach geeigneten Praxisplätzen, etwa durch Kontaktpflege zu regionalen Betrieben, Kammern und Innungen sowie durch kurze Telefon- oder E-Mail-Anfragen.

Welche Anforderungen gibt es für das Berufsgrundbildungsjahr?

Das Berufsgrundbildungsjahr richtet sich vor allem an Schulabgänger mit (qualifiziertem) Hauptschulabschluss ohne Ausbildungsvertrag. In einigen Ländern dient es auch der Erfüllung der Berufsschulpflicht.

Für die kooperative Form benötigen Lernende zusätzlich einen Praxisplatz bzw. Vorvertrag im Betrieb. Lehrkräfte sollten neben formalen Voraussetzungen auch die Eignungskriterien besprechen: Motivation, Grundlagen in Mathe/Deutsch, Belastbarkeit für Praxisphasen und Pünktlichkeit. Wichtig: Aufnahme- und Anerkennungsregeln variieren je nach Bundesland und Schule – daher die lokalen Vorgaben prüfen.

Ablauf und Inhalte des BGJ

Im Berufsgrundbildungsjahr lernen Schülerinnen und Schüler die grundlegenden Arbeits-, Fach- und Sicherheitskompetenzen eines Berufsfelds. Der Unterricht folgt den Rahmenlehrplänen der jeweiligen Ausbildungsberufe und umfasst Fachtheorie, Werkstatt-/Laborpraxis sowie Allgemeinbildung (z. B. Deutsch, Englisch, Sport). In der Vollzeitform wechseln Unterrichtsblöcke und Praktika, in der kooperativen Form strukturieren zwei Schultage und drei Betriebstage die Woche.

Für Lehrkräfte sind Lernfeldorientierung, Projektarbeiten und Praktikumsbegleitung zentral – inklusive Feedback-Schleifen mit Betrieben. Eine Ausbildungsvergütung gibt es im Berufsgrundbildungsjahr nicht.

Wie lange dauert ein Berufsgrundbildungsjahr?

Das Berufsgrundbildungsjahr dauert ein Schuljahr. In dieser Zeit werden fachtheoretische und fachpraktische Inhalte auf Berufsfeldbreite vermittelt. In der kooperativen Form verteilt sich die Zeit wöchentlich zwischen Berufsschule und Betrieb; in der Vollzeitform stehen Unterricht und Praktika im Fokus.

Für Lehrkräfte in den Berufsschulen bedeutet das: Jahresplanung mit Praxiszeiten, Werkstattkapazitäten und betrieblichen Phasen früh fixieren – und Klassenarbeiten/Prüfungen so legen, dass Praktika didaktisch sinnvoll eingebettet sind.

Welche Abschlüsse kann man im Berufsgrundbildungsjahr erwerben?

Am Ende des Berufsgrundbildungsjahres erhalten die Lernenden ein schulisches Zeugnis, das den erfolgreichen Besuch bestätigt. Der größte Vorteil besteht darin, dass die im Berufsgrundbildungsjahr erworbenen Kompetenzen – sofern das jeweilige Bundesland und der Ausbildungsbetrieb zustimmen – als erstes Ausbildungsjahr der anschließenden Ausbildung anerkannt werden können. In Bayern führt ein erfolgreich absolviertes Berufsgrundschuljahr in bestimmten Berufsgruppen sogar unmittelbar in das zweite Ausbildungsjahr. Je nach Landesrecht kann außerdem mit dem Berufsschulabschluss ein dem Hauptschulabschluss gleichwertiger Abschluss zuerkannt werden.

Da diese Optionen regional unterschiedlich geregelt sind, sollten Lehrkräfte frühzeitig mit der Schulleitung, den zuständigen Kammern und potenziellen Betrieben sprechen, um Verfahren, Nachweise und Fristen zu klären. So stellen sie sicher, dass Schülerinnen und Schüler die Chancen des Berufsgrundbildungsjahres vollständig nutzen.

Kosten und finanzielle Unterstützung fürs BGJ

An öffentlichen Schulen ist der Besuch grundsätzlich schulgeldfrei. Private Schulen können Schulgeld erheben; hier gelten trägerbezogene Regelungen. Im Berufsgrundbildungsjahr gibt es keine Ausbildungsvergütung.

Zur Finanzierung kommen – abhängig von Schulart, Wohnsituation und individueller Lage – Schüler-BAföG oder in Einzelfällen BAB in Betracht. Lehrkräfte sollten über die verschiedenen Finanzierungswege informieren, früh auf Anträge vorbereiten und bei Bedarf Schulsozialarbeit oder Beratungsstellen einbinden.

Was kostet das Berufsgrundbildungsjahr?

An öffentlichen Berufsschulen ist das Berufsgrundbildungsjahr in der Regel schulgeldfrei. Dennoch entstehen häufig Nebenkosten, etwa für Lernmittel, Exkursionen und Klassenfahrten. Wenn das Berufsgrundbildungsjahr an einer privaten Schule besucht wird, kann Schulgeld anfallen; die genaue Höhe legt der jeweilige Träger fest.

Lehrkräfte sollten die Lernenden über mögliche Ermäßigungen, Härtefallregelungen und schulseitige Unterstützungsfonds informieren. Zusätzlich sollten Fahrtkosten zum Schulstandort oder zu Praktikumsbetrieben sowie Ausgaben für Arbeitskleidung, beispielsweise Sicherheitsschuhe oder Arbeitskittel, realistisch eingeplant werden. Sinnvoll ist es, gemeinsam nach Entlastungen zu suchen, etwa durch vergünstigte ÖPNV-Tickets, Zuschüsse des Schulträgers oder Fördervereine. So behalten Schülerinnen und Schüler die finanziellen Auswirkungen des Berufsgrundbildungsjahres im Blick und können vorausschauend planen.

Welche Förderungen gibt es für das Berufsgrundbildungsjahr?

Für die vollzeitschulische Form des Berufsgrundbildungsjahres kommt in vielen Fällen Schüler-BAföG in Betracht. Diese Unterstützung wird als Zuschuss gewährt und muss nicht zurückgezahlt werden; die Bewilligung hängt unter anderem von der Wohnsituation, der Schulart und dem Einkommen der Eltern ab. In kooperativen Modellen kann je nach individueller Konstellation auch die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) eine Option sein, vor allem wenn umfangreiche Praxisphasen im Betrieb anfallen und weite Anfahrten entstehen.

Lehrkräfte sollten die Jugendlichen dazu anhalten, ihre persönliche Förderfähigkeit früh mit dem zuständigen BAföG-Amt beziehungsweise der Agentur für Arbeit zu klären. Ebenso wichtig sind klare Hinweise auf Fristen, notwendige Nachweise und mögliche Zusatzleistungen wie Fahrtkostenzuschüsse. Eine strukturierte Beratungssequenz im Unterricht sorgt dafür, dass Förderanträge vollständig, fristgerecht und mit realistischen Budgetplänen gestellt werden.

Welche Möglichkeiten hat man nach dem Berufsgrundbildungsjahr?

Nach dem Berufsgrundbildungsjahr wechseln viele Absolventen nahtlos in eine duale Ausbildung innerhalb ihres gewählten Berufsfelds. Je nach Bundesland und Betrieb kann die im BGJ erworbene Grundbildung als erstes Ausbildungsjahr angerechnet werden, wodurch sich die Ausbildungsdauer verkürzt. In einzelnen Regionen, etwa in bestimmten bayerischen Berufsgruppen, ist sogar der direkte Einstieg in das zweite Ausbildungsjahr möglich.

Alternativ bietet sich ein Wechsel in verwandte Berufe an, wenn sich die Interessen im Verlauf des Jahres präzisiert haben. Auch schulische Anschlüsse sind denkbar, zum Beispiel der Erwerb weiterführender Schulabschlüsse oder der Besuch beruflicher Vollzeitschulen mit höherem Abschlussziel.

Lehrkräfte unterstützen diese Übergänge, indem sie frühzeitig Betriebe einbinden, Beratungsgespräche zur Berufsentscheidung anbieten und Bewerbungsprozesse inklusive Verträgen, Fristen und Kammerzuständigkeiten eng begleiten. So wird das Berufsgrundbildungsjahr zum wirksamen Sprungbrett in Ausbildung und weitere Bildung.

Fazit: Berufsgrundbildungsjahr als praxisnahes Sprungbrett in die Ausbildung

Das Berufsgrundbildungsjahr verbindet fundierte fachliche Grundlagen mit praxisnahen Lernphasen und schafft damit einen verlässlichen Übergang in die Ausbildung. Es stabilisiert die Berufswahl, fördert Schlüsselkompetenzen und kann – bei entsprechender Anerkennung – die Ausbildungszeit verkürzen.

Für Lehrkräfte ist es ein wirkungsvolles Instrument, um Lernende individuell zu fördern, realistische Ausbildungswege zu eröffnen und finanzielle Fragen transparent zu klären. Wer Beratung, Betriebe und Fördermöglichkeiten früh koordiniert, erhöht die Chancen auf einen reibungslosen Start in die duale Ausbildung und legt den Grundstein für erfolgreiche Berufsbiografien.

Bildnachweis: „Junger Mann macht Berufsgrundbildungsjahr in Unternehmen“ ©Kadmy – stock.adobe.com; „Lehrerin informiert Schülerinnen über Berufsgrundbildungsjahr“ ©Jacob Lund Photography – stock.adobe.com