Rechte und Pflichten als Azubi: Überblick und Erklärungen
Was sind die Rechte und Pflichten als Azubi?
Im Rahmen deiner Berufsausbildung hast du sowohl Rechte als auch Pflichten – viele davon sind im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Deine Rechte und Pflichten als Azubi sorgen dafür, dass du fair behandelt wirst und gleichzeitig aktiv mitarbeitest. Dein Betrieb muss bestimmte Bedingungen einhalten, damit deine Ausbildung sinnvoll ist. Und du hast die Aufgabe, dich einzubringen, zu lernen und mitzumachen. Wenn diese beiden Seiten gut zusammenspielen, steht einer erfolgreichen Ausbildung nichts im Weg.
Welche Rechte habe ich als Azubi?
Deine Rechte als Azubi geben dir Sicherheit im Betrieb und in der Schule. Sie schützen dich davor, unfair behandelt zu werden oder Aufgaben zu bekommen, die nichts mit deiner Ausbildung zu tun haben. Deshalb sind die meisten davon sogar im Berufsbildungsgesetz (BBiG) festgelegt. Deine 10 wichtigsten Rechte von Auszubildenden sind:
- Recht auf eine ordnungsgemäße Ausbildung
- Recht auf Betreuung durch qualifizierte Ausbilder
- Recht auf kostenlose Ausbildungsmittel
- Recht auf angemessene Ausbildungsvergütung
- Recht auf Einhaltung von Arbeitszeiten & Pausen
- Recht auf Urlaub
- Recht auf Teilnahme am Berufsschulunterricht
- Recht auf Freistellung für Prüfungen
- Recht auf sichere Arbeitsbedingungen
- Recht auf ein Ausbildungszeugnis
Du hast das Recht, dass dir dein Ausbildungsbetrieb die Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt, die zum Erreichen deines Ausbildungsziels beitragen. Eine gute Ausbildung heißt: Lernen im Betrieb, Lernen in der Schule, Praxisbezug. Der Betrieb darf dich nicht dauerhaft mit Aufgaben betrauen, die nichts mit deinem Ausbildungsberuf zu tun haben. Wenn du merkst, dass vieles „nur Hilfsarbeit“ ist, solltest du deinen Ausbilder darauf ansprechen. Das verfehlt nämlich den Sinn deiner Ausbildung.
Damit deine Ausbildung gut funktioniert, muss es überschaubare Betreuungs‑ und Lernverhältnisse geben. Du hast das Recht, von einem Ausbilder betreut zu werden, der fachlich und persönlich qualifiziert ist. Dafür muss er eine Ausbildereignungsprüfung (AEVO) bestanden haben oder eine gleichwertige Qualifikation besitzen. So wird sichergestellt, dass du sinnvoll lernen kannst und nicht im Betrieb allein gelassen wirst. Gute Betreuung heißt: Fragen dürfen gestellt werden, Unterstützung bekommst du. Das Recht auf Betreuung träggt dazu bei, dass du deine Ausbildung erfolgreich absolvieren kannst und einen guten Berufseinstieg schaffst.
Für deine Ausbildung brauchst du oft Materialien, Schutzkleidung oder technische Ausrüstung. Diese Ausbildungsmittel muss dir dein Ausbildungsbetrieb zur Verfügung stellen, wenn sie für deine Ausbildung oder Prüfung nötig sind. Du darfst auch nicht dafür bezahlen müssen, wenn das Material zur Ausbildung gehört. Zugang zu Werkzeugen, Maschinen und sonstigen Geräten, die du für deine Arbeit brauchst, muss dir auch ermöglicht werden. So wird sichergestellt, dass keiner durch Kosten benachteiligt wird. Dein Recht auf kostenlose Ausbildungsmittel hilft dir, dich ganz auf das Lernen zu konzentrieren.
Als Azubi bekommst du eine Ausbildungsvergütung – also monatliches Gehalt in der Ausbildung. Damit wird dir nicht nur die Finanzierung deiner Ausbildung gesichert, sondern auch Wertschätzung für deine Arbeit gezeigt. Wichtig ist vor allem, dass du eine angemessene Vergütung für deine Arbeit bekommst.
Deshalb ist Berufsbildungsgesetz (BBiG) eine Mindestausbildungsvergütung festgelegt. Der Mindestlohn in der Ausbildung soll sicherstellen, dass alle Auszubildenden fair bezahlt werden. Sie erhöht sich mit jedem Ausbildungsjahr, damit deine Vergütung deine wachsende Erfahrung widerspiegelt.
Gleichzeitig können auch Tarifverträge eine wichtige Rolle spielen – in vielen Branchen liegt die tarifliche Vergütung deutlich über der gesetzlichen Mindestvergütung. Einfluss auf dein Gehalt als Azubi haben außerdem dein Ausbildungsberuf, die Branche, der Standort und ob dein Betrieb tarifgebunden ist. Auch Betriebsgröße und wirtschaftliche Lage können Unterschiede machen.
In deinem Ausbildungsverhältnis gelten bestimmte Arbeits‑ und Pausenzeiten, gesetzlich und vertraglich geregelt. Als Azubi hast du das Recht, dass deine Arbeitszeiten eingehalten werden – und besonders wenn du noch minderjährig bist, gelten strengere Regeln. Du hast ebenso Anspruch auf Pausen in der Ausbildung und auf Ruhezeiten. Dein Recht auf Einhaltung von Arbeitszeiten und Pausen schützt deine Gesundheit und deine Lernfähigkeit.
Auch in der Ausbildung hast du Anspruch auf Urlaub – Erholung ist wichtig. Dein Recht auf Urlaub bedeutet: Du bekommst eine festgelegte Anzahl an Tagen pro Jahr frei, damit du dich regenerieren kannst. Dieses Recht gilt auch für dich als Azubi. Deine Urlaubstage sind in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt.
Für volljährige Auszubildende gilt nach dem Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) folgender Mindesturlaub:
- 20 Werktage pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche.
- 24 Werktage pro Jahr bei einer 6-Tage-Woche.
Minderjährigen Auszubildende (unter 18 Jahren) stehen laut dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) sogar noch mehr Urlaubstage zu. Je nach deinem Alter gilt:
- unter 18 Jahre: 25 Werktage
- unter 17 Jahre: 27 Werktage
- unter 16 Jahre: 30 Werktage
Ein Teil deiner Ausbildung findet in der Berufsschule statt – daher hast du das Recht darauf, dort teilzunehmen. Dein Recht auf Teilnahme am Berufsschulunterricht heißt: Dein Betrieb muss dich dafür freistellen und diese Zeit gilt als Arbeitszeit. So kannst du ohne Sorgen zum Unterricht gehen und lernen.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Betrieb allerdings verlangen, dass du nach deinem Berufsschultag noch arbeitest. Aber nur so lange, wie deine tägliche Arbeitszeit normalerweise dauert. Die genauen Regelungen werden in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt.
Die Zwischenprüfung und Abschlussprüfungen gehören zur Ausbildung – und du hast das Recht, dafür freigestellt zu werden. Am Tag der Prüfung muss dir dein Ausbildungsbetrieb also frei geben. Es gibt allerdings keinen gesetzlichen Anspruch darauf, dass du während der Arbeitszeit extra Lernzeit bekommst. Aber: Manche Betriebe gewähren dir freiwillig Lernzeit – z. B. einen Lerntag vor der Abschlussprüfung. Das musst du aber mit der Ausbildungsleitung klären.
Alle haben das Recht, unter sicheren Bedingungen zu lernen und zu arbeiten – das gilt auch für Azubis. Dein Betrieb muss darauf achten, dass du keine gefährlichen Aufgaben erledigst, ungeschult bist oder Schutzmaßnahmen fehlen. So sollen deine Gesundheit geschützt und unnötige Risiken verhindert werden. Sollst du eine offensichtlich gefährliche Arbeit ohne ausreichende Schutzmaßnahmen ausführen, darfst du dich sogar weigern – das ist dein gutes Recht laut Berufsbildungsgesetz (BBiG).
Nach deiner Ausbildung hast du Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis von deinem Ausbildungsbetrieb, in dem deine Leistungen dokumentiert sind. Dein Ausbildungszeugnis brauchst du für deinen Berufseinstieg oder eine Weiterbildung. Es kann einfach – also nur mit Angaben zur Art und Dauer deiner Ausbildung – oder qualifiziert sein – also mit zusätzlicher Bewertung deiner Leistung und deines Verhaltens. Achte darauf, dass dein Zeugnis vollständig und korrekt ist.
Wie kann ich meine Rechte als Azubi durchsetzen?
Wenn du als Azubi merkst, dass etwas im Betrieb nicht so läuft, wie es sollte, kannst du deine Rechte aktiv einfordern. Der erste Schritt ist oft ein offenes Gespräch mit deinem Ausbilder – viele Missverständnisse lassen sich so direkt klären. Wichtig ist, dass du dich gut vorbereitest und ruhig erklärst, was dich stört. Du kannst auch die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) oder den Betriebsrat um Unterstützung bitten, falls es diese in deinem Betrieb gibt. Wenn du dir unsicher bist, welche Rechte dir zustehen, helfen dir auch Beratungsstellen bei deiner zuständigen Kammer oder bei der Agentur für Arbeit weiter. So zeigst du, dass du deine Rechte kennst und ernst nimmst – ohne gleich in den Konflikt zu gehen.
Was mache ich, wenn meine Rechte als Azubi verletzt wurden?
Wenn du merkst, dass eines deiner Rechte verletzt wird, solltest du aktiv werden. Am besten sprichst du zuerst mit deinem Ausbilder – oft lässt sich das Problem im Gespräch klären. Wenn das nicht hilft, gibt es weitere Möglichkeiten und Anlaufstellen. Je früher du handelst, desto besser – oft lassen sich Probleme im Gespräch klären, bevor sie größer werden. Folgende Schritte kannst du unternehmen:
- Sprich zuerst freundlich und sachlich mit deinem Ausbilder oder der Ausbildungsleitung im Betrieb.
- Wende dich an den Betriebsrat oder die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Unternehmen.
- Setze die zuständige Kammer (IHK, HWK) in Kenntnis und hol dir Beratungshilfe.
- Geh rechtliche Schritte und reiche eine offizielle Beschwerde bei der Kammer ein.
Tipp: Bewahre Unterlagen (Vertrag, Mails, Gespräche) gesammelt als Nachweis auf!
Welche gesetzlichen Pflichten hat ein Azubi?
Neben deinen Rechten hast du als Auszubildender auch Pflichten – und das ist gut so. Sie sorgen dafür, dass du aktiv an deiner Ausbildung mitwirkst und den Ablauf im Betrieb nicht störst. Die Pflichten betreffen verschiedene Bereiche: zum Beispiel dein Verhalten im Betrieb, deine Mitarbeit in der Berufsschule oder den Umgang mit Arbeitsmaterialien. Auch Ordnung, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit spielen dabei eine Rolle.
Die Grundlage dafür ist § 13 im Berufsbildungsgesetz (BBiG), das klare Regeln für Auszubildende vorgibt. Wenn du deine Pflichten erfüllst, trägst du dazu bei, dass die Ausbildung für alle Beteiligten erfolgreich verläuft. Im Folgenden kommen die 5 wichtigsten Pflichten von Azubis:
- Lernpflicht
- Berufsschulpflicht
- Berichtsheft führen
- Weisungsgebundenheit
- Schweigepflicht
Als Azubi bist du in erster Linie da, um zu lernen – nicht nur im Kopf, sondern auch praktisch im Betrieb. Deine Lernpflicht bedeutet, dass du aufmerksam mitarbeitest, neue Dinge aufnimmst und dich mit deinem Beruf auseinandersetzt. Du sollst Fragen stellen, mitdenken und üben, damit du die notwendigen Fähigkeiten für deinen Abschluss erwirbst. Diese Pflicht ist die Grundlage deiner gesamten Ausbildung – denn nur wer mitlernt, kann am Ende bestehen. Deshalb gilt: Lernen ist nicht nur Pflicht, sondern dein wichtigstes Werkzeug auf dem Weg zum Beruf.
Die Berufsschule ist ein fester Bestandteil deiner Ausbildung – hier bekommst du das theoretische Wissen, das im Betrieb oft nur angerissen wird. Deine Pflicht ist es, regelmäßig und pünktlich am Unterricht teilzunehmen. Dort lernst du wichtige Grundlagen, die du im Arbeitsalltag brauchst – zum Beispiel rechtliche Vorschriften, Fachbegriffe oder kaufmännisches Rechnen. Wenn du die Berufsschule vernachlässigst, fehlt dir später das Verständnis für viele Abläufe im Betrieb. Außerdem kann häufiges Fehlen zu Ärger mit dem Ausbildungsbetrieb oder sogar zum Abbruch führen.
Wenn du in der Ausbildung krank bist, musst du dich sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule sofort abmelden – am besten telefonisch vor Beginn. Ob und wann du eine ärztliche Bescheinigung brauchst, steht meist im Ausbildungsvertrag oder hängt von den Regeln der Schule ab.
Als Azubi bist du verpflichtet, ein Berichtsheft zu führen – darin hältst du fest, was du in der Ausbildung gelernt und gemacht hast. Das kann täglich oder wöchentlich sein, je nachdem, was dein Betrieb vorgibt. Dein Berichtsheft ist kein unnötiger Papierkram, sondern ein wichtiger Nachweis für deine Ausbildungszeit. Es hilft dir selbst, den Überblick zu behalten, und zeigt der Prüfungsstelle, dass du die Inhalte deiner Ausbildung kennst. Ohne ein ordentlich geführtes Berichtsheft kannst du nicht zur Abschlussprüfung zugelassen werden.
Im Ausbildungsalltag bekommst du regelmäßig Anweisungen – zum Beispiel von deinem Ausbilder, Vorgesetzten oder erfahrenen Kollegen. Diese musst du befolgen, solange sie im Rahmen deiner Ausbildung liegen und keine gefährlichen oder unzumutbaren Aufgaben beinhalten. Gleichzeitig lernst du durch diese Anleitungen Schritt für Schritt, wie dein Beruf funktioniert. Auch später im Job wirst du dich oft an Vorgaben orientieren müssen – die Ausbildung bereitet dich darauf vor.
In vielen Betrieben erfährst du Dinge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind – zum Beispiel über Kunden, Preise, Abläufe oder neue Produkte. Diese Informationen musst du vertraulich behandeln – das nennt man Schweigepflicht. Auch Azubis sind verpflichtet, nichts weiterzuerzählen, was dem Unternehmen schaden könnte. Teilweise steht sogar im Ausbildungsvertrag eine Klausel dazu. Diese Pflicht zeigt, dass du als Teil des Betriebs ernst genommen wirst und Verantwortung übernehmen sollst. Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht kann rechtliche Folgen haben – und dein Vertrauen im Betrieb ist dann meist verloren.
Was mache ich, wenn ich meine Pflichten als Azubi nicht eingehalten habe?
Auch wenn du deine Pflichten als Azubi einmal nicht erfüllt hast – das passiert. Wichtig ist: Du reagierst früh, zeigst Einsicht und arbeitest auf Verbesserung hin. Sprich mit deinem Ausbilder und erkläre, was passiert ist und warum es nicht geklappt hat. Zeige, dass du bereit bist, es künftig besser zu machen. Die Rechte und Pflichten für Auszubildende gelten auch in solchen Situationen: Du darfst Fehler machen, aber du solltest darauf reagieren.
- Setze dich hin und kläre mit deinem Ausbilder die Situation offen.
- Zeige konkrete Schritte, wie du deine Pflicht künftig besser erfüllen willst.
Wenn der Verstoß schwer wiegt (z. B. dauerhaftes Fehlen ohne Grund), kann allerdings eine Abmahnung oder im Extremfall die Kündigung folgen.
Du hast jetzt einen guten Überblick über deine Rechte und Pflichten als Azubi. Deine Rechte sichern dir faire Rahmenbedingungen und eine gute Ausbildung. Deine Pflichten zeigen, dass du mitarbeitest, Verantwortung übernimmst und deine Ausbildung ernst nimmst. Wenn du beide Seiten kennst und lebst, hast du beste Chancen, deine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Also: Kenne deine Rechte – und erfülle deine Pflichten. Dann bist du bestens vorbereitet für deinen Start ins Berufsleben.
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Bildnachweis: „Azubi-Rechte – Azubi mit Ausbilder in Werkstatt“ ©Kzenon – stock.adobe.com; „Pflichten in der Ausbildung – Azubi lernt in Berufsschule“ ©Prostock-studio – stock.adobe.com